aktualisierte Leitlinie «Neurogene Dysphagie»


Eben sind die schon seit längerer Zeit angekündigten aktualisierten S1-Leitlinien zum Thema «Neurogene Dysphagie», herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Zusammenarbeit mit der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für Dysphagie, erschienen. 

 

Zu Beginn werden in zwei Abschnitten kurz die wichtigsten Änderungen zusammengefasst:

  • «Was gibt es Neues?»
  • «Die wichtigsten Empfehlungen auf einen Blick».

Im Hauptteil wird in den beiden Kapiteln Diagnostik und Therapie auf Entwicklungen und neuere Literatur eingegangen. Jedes Unterkapitel beginnt mit einer übersichtlichen Darstellung von Empfehlungen, die aus dem aktuellen Wissensstand abgeleitet wurden.

Die Leitlinien bilden einen Kompass, mit dem sich Dysphagietherapeutinnen und -therapeuten am aktuellen Wissensstand orientieren können. Gleichzeitig regen die aktuellen Leitlinien zum kritischen Überdenken der eigenen Arbeit an. Der Kompass soll aber auch Institutionen und Kliniken als Wegweiser dienen, personelle, organisatorische und apparative Voraussetzungen zu schaffen um Dysphagiepatientinnen und -patienten entsprechend dem aktuellen Stand behandeln zu können.

Durch die Verbreitung der Leitlinien, zum Beispiel durch Bezugnahme in Schulungen und Vorträgen oder in Gesprächen mit Vorgesetzten, kann dazu beigetragen werden, dass Dysphagie als Folge von diversen Erkrankungen besser bekannt und erkannt wird und die Patienten eine adäquate Betreuung erhalten.

 

Anmerkung zur Aktualisierung von Hans Schwegler:

Als Logopäde, der sich seit langen Jahren mit Trachealkanülen beschäftigt, hat mich selbstverständlich interessiert, was die Leitlinien zu diesem Themenkreis aussagen. Im Kapitel 2 «Diagnostik» wird im Unterkapitel 2.3 «Dysphagie-Assessment» auf das Thema Trachealkanülen eingegangen. Wichtige neue Erkenntnisse, wie etwa die Bedeutung der Umlenkung des Ausatemluftstromes für den Bereich Dysphagie, sind in den Leitlinien enthalten. Leider wird im Zusammenhang mit beatmeten Patientinnen und Patienten erwähnt: «Die klinische Schluckuntersuchung wird in der Regel als erster diagnostischer Schritt bei kanülierten, vom Respirator entwöhnten Patienten auf der Intensivstation durchgeführt.» Damit werden all die Möglichkeiten zur Verbesserung der Schluckfähigkeit schon während der Respiratorzeit ausgeklammert. Auch bei kanülierten, invasiv Beatmeten kann der Luftstrom während der Ausatmung über die oberen Atemwege gelenkt werden, was vielfältige Möglichkeiten sowohl für die mündliche Kommunikation wie auch für die Dysphagiediagnostik und -therapie eröffnet. Beides verbessert die Lebensqualität der Betroffenen wesentlich. In meinem Buch: Trachealknaülen-Management – In sicheren Schritten Richtung Dekanülierung» ist ein ganzes Kapitel der Arbeit mit invasiv Beatmeten gewidmet. Das Buch ist in der Literaturliste der Leitlinie zwar erwähnt, und es liegt weitere Literatur zu diesem Thema vor, aber die Forschungsergebnisse haben den Weg in die Leitlinien leider (noch) nicht gefunden.

 

PDF Langfassung der aktualisierten Leitlinie

 

 

Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie: Neurogene Dysphagie

Entwicklungsstufe: S1

Federführend: Prof. Dr. Rainer Dziewas, Münster  PD Dr. Christina Pflug, Hamburg

Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit mit der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für Dysphagie (DGD)