Sprechen und Schlucken bei invasiver Beatmung

Inspiration (rot) und Exspiration (blau) bei gecuffter Trachealkanüle
Inspiration (rot) und Exspiration (blau) bei gecuffter Trachealkanüle

Auch bei Beatmung über eine Trachealkanüle sind sowohl Sprechen wie auch Oralisierung grundsätzlich möglich. Die Lebensqualität der Patient:innen kann dadurch wesentlich gesteigert werden. Voraussetzung ist ein Umlenken der Exspiration über den physiologischen Atemweg, um Stimme, Sprechen und Hustenfunktion wieder in Gang zu bringen oder daran arbeiten zu können. Es gibt zunehmende Evidenz, die belegt, dass Betroffene mit dieser Arbeit nicht nur psychologisch profitieren, sondern auch schnellere Fortschritte bei der Oralisierung und im Weaningprozess machen. Beides kann beitragen, Aufenthaltsdauern auf Intensivstationen zu verkürzen und damit Kosten zu sparen.    


Sprechen bei invasiver Beatmung

Die wichtigste Kontraindikation für das Entcuffen ist ein erhöhter PEEP (positive end expiratory pressure). Ist dieser für eine suffiziente Beatmung notwendig, darf nicht entcufft werden, weil das Beatmungsgerät den PEEP durch die entstehende Leckage nicht mehr stabil halten kann.

Sobald die PEEP-Werte normalisiert sind (gemäss unserer Erfahrung bei einem Wert von kleiner oder gleich 8 cmH2O), kann in der Regel mindestens kurzzeitig entcufft werden, um den physiologischen Ausatemstrom wieder herzustellen. Selbstverständlich darf dies nur durch geschulte Fachpersonen und unter Überwachung durchgeführt werden.

Mit der Verwendung von beatmungskompatiblen Sprechventilen stellen wir die Voraussetzungen für Phonation, Artikulation und Hustenfunktion trotz invasiver Beatmung her. Falls diese Funktionen beeinträchtig sind, kann mit der wieder vorhandenen physiologischen Exspiration daran gearbeitet werden. 

Schlucken bei invasiver Beatmung

Auch unter Beatmungsbedingungen entsteht bei lanzeitgecufften Trachealkanülen ein Teufelskreis, der Dysphagien verstärken oder entstehen lassen kann. So steht in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zu den Neurogenen Dysphagien, dass 70 – 80% der prolongiert Beatmeten an schweren Dysphagien mit Aspirationen leiden. Um diesen erschreckenden Zahlen etwas entgegenzusetzen, ist es äusserst wichtig, die physiologische Exspiration so früh wie möglich – mindestens zeitweise – mit beatmungskompatiblen Sprechventilen wieder herzustellen. Damit kann man einerseits präventiv Dysphagien vorbeugen, anderseits kann bei bereits bestehenden Dysphagien früher wirkungsvoll daran gearbeitet werden.

 



Viele Patientenbeispiele und weitere Infos im Vortrag  von Hans Schwegler am DIVI-Kongress 2020: 

Vortrag Teil I

Vortrag Teil II



Auch auf der Homepage von Passy-Muir gibt es Informationen und Videos zur Verwendung von Sprechventilen, auch unter Beatmungsbedingungen. 



Weitere Erklärungen und Informationen zum Thema finden Sie unter dem Kapitel Fachartikel oder sehr ausführlich im untenstehenden Buch Trachealkanülen-Management – In sicheren Schritten Richtung Dekanülierung.

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Flyer Buch Trachealkanülenmanagement
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