Schlucken mit Trachealkanüle

Wenn Patient:innen das Sekret bei gecufften Trachealkanülen über dem Cuff nicht mehr spüren, sinkt die Schluckfrequenz. Das führt dazu, dass noch mehr Speichel liegenbleibt, der nicht abgeschluckt wird. Wenn später mit der Oralisierung wieder begonnen wird, besteht die Gefahr von Aspirationen, auf die die Patient:innen nicht mehr oder zu spät reagieren, weil sie diese gar nicht mehr spüren. 

Diese Aspirationen werden als „stille Aspirationen“ bezeichnet, es fehlt der reflektorische Hustenstoss, er erfolgt zu spät oder zu schwach. Das aspirierte Material verbleibt in den Atemwegen mit entsprechend erhöhter Gefahr für Pneumonien. Die Schluckrehabilitation wird verlängert, die Komplikationsgefahr steigt – mit entsprechenden Kostenfolgen. 

Teufelskreis bei langandauernd gecuffter Trachealkanüle
Teufelskreis bei langandauernd gecuffter Trachealkanüle

Damit können bei langfristig gecufften Trachealkanülen Schluckprobleme geschaffen werden, die zu Beginn noch nicht vorhanden waren. Dies gilt sowohl für Patient:innen, die selber atmen als auch für diejenigen, die invasiv beatmet sind. 

Dieser negative Kreislauf lässt sich vermindern oder verhindern, wenn möglichst früh nach Einlage der Trachealkanüle begonnen wird, mindestens kurzzeitig ein Sprechventil zu verwenden, um die oberen Atemwege wieder zu belüften und damit einer Desensibilisierung entgegenzuwirken. 

In Abhängigkeit des Ausmaßes einer allenfalls vorhandenen Schluckstörung können die entcufften Zeiten mit Sprechventil ausgedehnt werden. Ist eine Schluckstörung vorhanden, muss in diesen Intervallen mit entsprechender Schlucktherapie an der Verbesserung des Schluckaktes gearbeitet werden.

 

Aussagen wie: „Bei gecuffter Kanüle sind Essen und Trinken sicherer“ sind aus heutiger Sicht unhaltbar und verschlechtern auf Dauer die Schluckfähigkeit.  

Weitere und ausführlichere Informationen sind erhältlich im Buch „Trachealkanülen-Management – In sicheren Schritten Richtung Dekanülierung“, das bereits in 4. Auflage im Schulz-Kirchner Verlag erschienen ist. 

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Flyer Trachealkanülenmanagement
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