Videofluoroskopie

VFSS – Videofluoroscopic Swallowing Study

Bei der Videofluoroskopie wird der Schluckakt mittels radiologischer Durchleuchtung in Echtzeit mit mindestens 25 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet. Der Schluckakt kann im gesamten Verlauf vom Mund bis in den Magen (orale, pharyngeale und ösophageale Phase) visualisiert und beurteilt werden.

Je nach Fragestellung werden verschiedene Konsistenzen (nach IDDSI-Stufen) und verschieden grosse Schluckportionen (Boli) getestet. Damit die Boli in der Aufnahme erkennbar werden, müssen sie mit einem dafür geeigneten und zugelassenen Kontrastmittel angereichert werden.

 

Die Videofluoroskopie ermöglicht einerseits die Analyse des zeitlichen-räumlichen Schluckablaufes, anderseits können die Effekte therapeutischer Interventionen der Dysphagietherapie getestet und dargestellt werden.

 

Gemäss der seit Mai 2020 neu überarbeiteten Leitlinie "neurogene Dysphagie", herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit mit der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für Dysphagie (DGD) sind bildgebende Untersuchungen wichtig, um das Dysphagiemanagement zu planen und den Therapieerfolg zu evaluieren.

Ausschnitt aus der Leitlinie "neurogene Dysphagie" (DGN und DGD 2020); Abkürzungen: FEES = funktionelle endoskopische Evaluation des Schluckaktes; VFSS = Videofluoroskopie
Ausschnitt aus der Leitlinie "neurogene Dysphagie" (DGN und DGD 2020); Abkürzungen: FEES = funktionelle endoskopische Evaluation des Schluckaktes; VFSS = Videofluoroskopie


Videofluoroskopie beispiele

Beispiel 1

Annähernd normaler Schluckablauf bei breiiger Konsistenz

beispiel 2

Aspiration von Flüssigkeit bei kleinem Bolus. Es sind minime Abwehrreaktionen erkennbar, diese können Aspirationen aber nicht verhindern.

Beispiel 3

Massive stille Aspiration von breiiger Konsistenz bei einem Patienten mit Trachealkanüle

Beispiel 4

Massive Aspiration beim Trinken ab Becher mit völlig ungenügender reflektorischer Hustenreaktion

Beispiel 5

Kapselschlucken mit Wasser ohne Kontrastmittel. Die Kapsel wird in die Valleculae transportiert. Das leichte Nicken erfolgt auf die Frage, ob er die Kapsel geschluckt habe. Erst nach Aufforderung wird die Kapsel willkürlich in den Mundraum zurückgeholt. 

Beispiel 6

Teil 1 (ab 0:00): Aufstau von Flüssigkeit im unteren Ösophagus, der untere Sphinkter öffnet nicht, um die Flüssigkeit in den Magen zu entleeren. 

Teil 2 (ab 0:30): Schluckversuch von fester Konsistenz mit massiv eingeschränkter oder fehlender Peristaltik der Speiseröhre


lITERATURTIPP

Sowohl Anfänger wie auch fortgeschrittene Therapeutinnen können vom Kompendium "Videofluoroskopie des Schluckaktes" profitieren. Die vier Autorinnen bringen die die klinisch-praktische Patientenversorgung zusammen mit aktuellem Wissen aus der Forschung unter einen Hut. Das Tutorial mit vielen praktischen Beispielen leitet zu  einer

differenzierteren klinischen Arbeit an

  • Autorinnen: Stefanie Duchac, Andrea Hofmayer, Christiane Lücking und Janina Wilmskötter
  • Verlag: Schulz-Kirchner
  • Bestellung oder Leseprobe : hier


Mehr wissen - mehr können

MBSImP, das Modified Barium Swallow Impairment Profile, ist ein Ansatz für ein standardisiertes Protokoll zur spezifischen Analyse und Kommunikation von Videofluoroskopien. Die Webseite https://www.mbsimp.com/ ermöglicht ein intensives, online-basiertes Übungsprogramm. Das Training kann mit einem Zertifikat abgeschlossen werden.  

Im Film ein Einblick ins Programm: