Die funktionelle endoskopische Schluck-Untersuchung wird oftmals abgekürzt FEES genannt. Dabei wird ein dünnes, flexibles Endoskop durch die Nase eingeführt. Damit können Anteile des von aussen nicht sichtbaren Schluckvorganges beobachtet und gefilmt werden. Bei der Endoskopie können die Funktionen der am Schlucken beteiligten Strukturen in Ruhe oder in Bewegung beurteilt werden.
Im Gegensatz zur radiologischen Videofluoroskopie kann während einer FEES auch das Speichelschlucken beobachtet und bewertet werden.
Kehlkopf und Luftröhre einer gesunden Person
pathologische Speichelansammlung um den Kehlkopf herum (in den Sinus piriformes und vor dem Speiseröhreneingang) und im Kehlkopf
pathologische Speichelansammlungen an der Rachenrückwand, um den Kehlkopf herum (in den Sinus piriformes und vor dem Speiseröhreneingang) und im Kehlkopf. Das Eintreten von Sekret in die Luftröhre wird Aspiration genannt.
Fachleute unterscheiden beim landläufigen "Verschlucken" zwischen:
Ein weiteres wichtiges Indiz ist die Reaktion auf ein allfälliges "Verschlucken": Erfolgt der Hustenstoss unmittelbar? Erfolgt dadurch eine vollständige Reinigung? Fehlt der Hustenreflex oder ist er abgeschwächt?
Nach einer vorgängigen Anamnese und klinischen Schluckuntersuchung wird der Schluckakt mit verschiedenen Konsistenzen (nach IDDSI-Stufen), verschieden grossen Schluckportionen (Boli) und verschiedenen Medikamentenformen wie Kapseln oder Tabletten getestet.
Zur besseren Beurteilbarkeit werden die Boli häufig mit Lebensmittelfarben eingefärbt.
Eine FEES kann übrigens bei schwer betroffenen Patient:innen auch im Bett durchgeführt werden!
Grün eingefärbtes Apfelmus bildet Residuen und fliesst in den Larynxeingang
Die blaue Verfärbung in der Luftröhre nach dem Trinken von blauem Wasser ist ein Hinweis auf eine Aspiration
Gemäss der seit Mai 2020 neu überarbeiteten Leitlinie "neurogene Dysphagie", herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Zusammenarbeit mit der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für Dysphagie sind bildgebende Untersuchungen wichtig, um das Dysphagiemanagement zu planen und den Therapieerfolg zu evaluieren. So können beispielsweise nicht nur Schweregrad und Ursache einer Schluckstörung bestimmt werden, sondern auch die Effekte therapeutischer Interventionen der Dysphagietherapie getestet und dargestellt werden.
Normaler Befund: 1 Schluck Apfelmus, 1 Schluck blau eingefärbtes Wasser, Mehrfachschlucke ab Trinkhalm, Husten auf Aufforderung
Speichel fliesst in den Kehlkopfeingang und zwischen den Stimmlippen in die Trachea/Luftröhre. Es handelt sich hier um eine stille Aspiration, denn der physiologische Hustenreflex bleibt aus. Bei Phonation oder Stimmgebung ist eine gurgelige oder „nasse“ Stimme zu hören.
Massive Penetration von Apfelmus in den Kehlkopfeingang, ohne reflektorische Husten-Reaktion. Das Husten auf Aufforderung ist zu wenig effektiv, um die Penetrationen zu reinigen. Penetration bezeichnet ein Eindringen von Material bis auf die Ebene der Stimmlippen - aber (noch) nicht in die Luftröhre.
Aspiration oder Eindringen von blauer Flüssigkeit in Kehlkopf und Luftröhre in normalem Tempo und in slow-motion:
Nach dem Schlucken ist der gesamte Kehlkopfeingang blau verfärbt. Obwohl die Trachea nicht eingesehen werden kann, ist von massiver Aspiration auszugehen. Die Hustenreaktion ist zu schwach, um Penetration und Aspiration zu reinigen.
Tablette mit Wasser geschluckt bleibt in der Vallecula rechts stecken. Der Patient spürt diese nicht. Er gibt an, die Tablette abgeschluckt zu haben. Nach einem zusätzlichen Löffel Apfelmus steckt die Tablette im Sinus piriformes rechts.
Der Videolehrgang bietet einen fundierten Überblick über den standardisierten Ablauf der endoskopischen Schluckuntersuchung und anhand von vielen praktischen Beispielen bei Schluckstörungen beispielsweise nach Schlaganfall, Morbus Parkinson oder ALS wird die Auswertung diskutiert. Auch das Schlucken mit Trachealkanüle wird thematisiert.
Der Ausbildungsgang richtet sich an Ärzt:innen und Logopäd:innen, um die FEES nach einheitlichen Qualitätsstandards durchführen und vermitteln zu können. Das Curriculum wurde federführend von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie mit der Deutschen Schlaganfallgesellschaft ausgearbeitet.
Es sind folgende Zertifikate erreichbar:
Weitere Informationen hier (englisch), hier (deutsch) oder hier