Kindliche Schluckstörungen

normalgewichtiges Baby (Bild: flickr CC by Paul Goyette)
normalgewichtiges Baby (Bild: flickr CC by Paul Goyette)

pädiatrische Dysphagie

Kindliche Schluckstörungen, in der Fachsprache pädiatrische Dysphagie genannt, bezeichnen eine Störung der Nahrungsaufnahme, der Zerkleinerung sowie des Transports von Nahrung und / oder Flüssigkeit vom Mund in den Magen. Dazu werden auch Schwierigkeiten beim Transport von Speichel oder Sekret gezählt. 

 

 

Einschränkungen der Schluckfunktion können bei Babys oder Kleinkindern wie bei Erwachsenen zur Gefahr von Eindringen von Nahrung, Flüssigkeiten, Speichel oder Sekret in die Atemwege führen. Daraus können pulmonale Schwierigkeiten wie Aspirationspneumonien oder wiederkehrende Atemwegsinfekte resultieren. Weiter besteht die Gefahr einer Mangelernährung und Gewichtsstagnation oder Gewichtsverlust, da die Nahrungsaufnahme auf Grund der Einschränkungen übermässig viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt oder nicht bedarfsdeckend möglich ist.


WAs ist eine pädiatrische dysphagie?

Pädiatrische Dysphagie bedeutet, dass Kinder Schwierigkeiten beim Schlucken oder bei der Nahrungsaufnahme haben. Es gibt viele Gründe, warum das passieren kann:

  • Anatomische Ursachen: Das Kind hat eventuell eine Fehlbildung im Bereich des Mundes oder Rachens.
  • Magen-Darm-Probleme: Störungen im Verdauungssystem können das Schlucken erschweren.
  • Neurologische Ursachen: Schäden im Gehirn, die entweder schon von Geburt an vorhanden sind oder später entstehen, können zu Schluckproblemen führen.
  • Neuromuskuläre Ursachen: Störungen in den Muskeln oder Nerven, die für das Schlucken verantwortlich sind, können ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Stoffwechselstörungen oder genetische Erkrankungen: Manchmal sind auch Erbkrankheiten oder Stoffwechselprobleme für Schluckstörungen verantwortlich.

Da die Ursachen sehr unterschiedlich sein können, ist es wichtig, dass die Behandlung genau auf das Kind abgestimmt wird. Besonders in den ersten Lebensjahren, wenn Kinder das Schlucken und Essen lernen, spielt die Entwicklung des Körpers, der Sinne und auch des Denkens und Sozialverhaltens eine große Rolle.

 

Je nachdem, wie alt das Kind ist und in welchem Entwicklungsstadium es sich befindet, können verschiedene Probleme das Schlucken beeinträchtigen oder die Schluckschwierigkeiten beeinträchtigen umgekehrt   die Entwicklung. Für die Behandlung muss die behandelnde Fachärzt:in oder Therapeut:in daher den Entwicklungsstand des Kindes gut kennen und die Therapie entsprechend anpassen. Die Therapie wird meist von Logopäden oder anderen spezialisierten Fachleuten durchgeführt.


Essverhaltensstörungen oder Fütterstörungen

essendes Kleinkind (pixabay CC by stewardesign)
essendes Kleinkind (pixabay CC by stewardesign)

Bei Kindern gilt es zwischen Essverhaltensstörungen und Dyphagien zu unterscheiden.

Die sogenannte Essverhaltensstörungen oder 

Fütterstörungen werden definiert durch:

  • Das Kind ist sehr wählerisch beim Essen oder es verweigert regelmäßig die Nahrungsaufnahme

  • Probleme bestehen schon länger als einen Monat.

  • Mahlzeiten dauern mehr als 45 Minuten oder müssen abgebrochen werden.

  • Die Eltern fühlen sich verunsichert oder haben einen hohen Leidensdruck.

Es ist wichtig, diese beiden Probleme, Dysphagie oder Essverhaltensstörungen, auseinanderzuhalten. In manchen Fällen treten beide zusammen auf.

Essverhaltensstörungen können unterschiedlichste Ursachen haben. Um herauszufinden, warum ein Kind Probleme beim Essen hat, ist es wichtig, eine genaue Untersuchung durchzuführen.  Nur so kann die Therapie  auf den Ursachen basieren. Häufig werden verschiedene Fachleute in eine interdisziplinäre Therapie einbezogen: beispielsweise Logopäd:innen, Psycholog:innen oder Ernährungsberater:innen.

 

Erfahrungen zeigen, dass die Behandlung des Kindes und gleichzeitig eine kompetente Beratung der Eltern wichtig sind, um langfristig erfolgreich zu sein.




Literatur - tipps

  • Frey, S. (2011). Pädiatrisches Dysphagiemanagement. München: Urban und Fischer --> ein sehr ausführliches Fachbuch

  • Biber, D. (2012). Frühkindliche Dysphagien und Trinkschwächen. Leitfaden für Diagnostik, Management und Therapie im klinischen Alltag. Wien: Springer-Verlag GmbH --> ein sehr ausführliches Fachbuch

  • Hübl, N. & Winkler, S. (2013). Ernährung im Säuglings- und Kindesalter. Entwicklung und Auffälligkeiten. Ein Ratgeber für Eltern, Angehörige, Therapeuten, Pädagogen und Pflegepersonal. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag.

  • kostenloser Flyer "Wenn das Kind nicht isst und trinkt" der Schweizer Gesellschaft für Dysphagie



Autorinnen dieses Gastartikels

Das Logopädie Team der Kinder-Reha Schweiz hat den Schwerpunkt auf der Behandlung von Kindern mit angeborenen oder erworbenen neurologischen logopädischen Störungsbildern. Das Kinderspital Zürich und die Kinder-Reha sind führende Kompetenzzentren in verschiedenen, teilweise hoch spezialisierten medizinischen Fachbereichen. Die Logopädie-Abteilung der Kinder-Reha in Affoltern am Albis ist im deutschsprachigen Raum bekannt für Expertise im Bereich der schweren angeborenen oder erworbenen neurologischen Sprach-, Sprech-, Stimm-, Kommunikations- und Schluckstörungen bei Kindern und Jugendlichen.